Edith Carl

Berufstätige Frauen haben auf Grund ihrer Doppelbelastung durch Beruf und Familie kaum die Möglichkeit, außerhalb ihrer Arbeitszeit Weiterbildung in Anspruch zu nehmen. Aber gerade die Frauen wollen mitreden, sich in die Diskussionen aktiv mit einbringen, ihren Wissensstand ständig erweitern.

Erfahrungsgemäß stehen bei den Frauen immer Qualifizierungswünsche im Vordergrund, die konkret auf ihre gegenwärtige berufliche Praxis und den Arbeitsplatz bezogen sind.

Auch in Diskussionen am Arbeitsplatz mit Kollegen oder zu Hause mit der Familie muss man seinen Standpunkt darlegen können. Frauen dürfen nicht zurück oder abseits stehen, sondern aktiv in das Geschehen mit eingreifen können. Dazu ist aktuelles Wissen auf jedem Gebiet notwendig. Aus diesen Gründen fordern wir die Bildungsfreistellung als gesetzliche Regelung auch in Thüringen.

Meine persönliche Begründung, die ebenfalls für die Bildungsfreistellung spricht: Als berufstätige Frau, als Betriebsratsmitglied, als Mutter von zwei Kindern und auch engagiertes Mitglied der IG BCE (Arbeit in verschiedenen Gremien) kenne ich die zeitlichen Probleme, die es zu bewältigen gilt, wenn man alle seine Aufgaben und Pflichten erfüllen will.

Die Anfragen, die durch mein Umfeld an mich gestellt werden, die Probleme, die an mich heran getragen werden, erfordern eine ständige Wissenserweiterung. Als Zeit für Weiterbildung bleibt mir eigentlich nur das Wochenende. Aber gerade Entspannung und Erholung ist auch in der heutigen Zeit nötig, Erholung auch mit der Familie. Aber bleibt einem die Zeit dafür?

Einen Schritt dahin, Weiterbildung ohne zeitliche Zusatzbelastung zu nutzen, sehe ich in der gesetzlichen Regelung zur Bildungsfreistellung in Thüringen.

Edith Carl lebt in Jena und arbeitet bei der Firma Sico.