Roswitha Schneider

Das Prinzip vom lebenslangen Lernen gilt für jede/n von uns. Gerade in der Arbeitswelt bestreitet inzwischen niemand mehr die Notwendigkeit, sich ständig weiterzubilden. Wer mit neuen Entwicklungen nicht Schritt hält, hat kaum eine Chance. Berufsbegleitend gibt es demzufolge in den meisten Betrieben und Dienststellen mehr oder weniger viele Angebote zur Fort- und Weiterbildung.

Was jedoch bisher völlig unbeachtet bleibt, ist die gesellschaftliche Bildung. Wirtschaft und Politik verstehen, sich eine eigene Meinung bilden, menschliches Zusammenleben positiv verändern..., diese Inhalte kommen in der Jugend- und Erwachsenenbildung eindeutig zu kurz. Anbieter und Angebote gibt es wohl. Aber die Erfahrung aus meiner Personalratsarbeit zeigt, daß es wenig Akzeptanz für diese Art von Bildung gibt. Schließlich zahlt sich gesellschaftliches Engagement meist nicht in barer Münze aus und hilft in der Regel auch nicht, sich am Arbeitsplatz unverzichtbar zu machen.

Ich bin überzeugt, dass ein Bildungsfreistellungsgesetz für Thüringen nicht den Run auf Seminare auslösen wird. Der Blick in andere Bundesländer, die bereits ein solches Gesetz haben, zeigt das deutlich. Aber ein Bildungsfreistellungsgesetz kann wichtige Zeichen setzen und deutlich machen: Politische Bildung ist der Gesellschaft wichtig! Engagement des Einzelnen wird gefördert! Das Interesse für Bildung über den beruflichen Rahmen hinaus wird anerkannt!

Gerade hier, in einem neuen Bundesland, ist die Erinnerung an die Wende 1989 noch lebendig. Uns sollte es ein besonderes Anliegen sein, mündigen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu einem pluralistischen politischen Leben auch durch Bildung zu ermöglichen.

Roswitha Schneider ist Personalrätin in der Stadtverwaltung Bad Salzungen, ehrenamtliche Bildungsmitarbeiterin und aktives Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV).